Ihre Browserversion ist veraltet. Wir empfehlen, Ihren Browser auf die neueste Version zu aktualisieren.

 

 

Die Initiative 

 

Wir, ein Bündnis aus Kirchenmusikern, Orgelbauern und Liebhabern dieses besonderen Instrumentes, möchten erreichen, dass dieses Werk der Lübecker Werkstatt Kemper    50 Jahre nach seiner Erbauung renoviert und für die künftige Nutzung erhalten bleibt. Einen millionenteuren Neubau lehnen wir nachdrücklich ab, denn die Große Orgel ist gut zu erhalten und das Verlangen nach ihrer Beseitigung ganz offenkundig vor allem persönlich motiviert.

Es erreichen uns Zuschriften und Anrufe, die unser Ziel als unterstützungswürdig ansehen.

Im folgenden nur einige der zahlreichen Stellungnahmen, die wir auszugsweise wiedergeben.

 

Andreas Lange, Orgelbauer, Wolfsburg

 

Liebe Freunde der Kemper-Orgel in Lübeck St. Marien,

es ist allzu oft das gleiche: Kommt ein neuer Pastor, muss die Kirche umgebaut werden, kommt ein neuer Organist, muss die Orgel umgebaut oder abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.                  Jetzt soll es der großen Kemper-Orgel von Lübeck St. Marien an den Kragen gehen, einer der größten und schönsten Orgeln der Welt, nur weil sie nicht dem Zeitgeschmack entspricht.

 Hintergrund ist sicher die derzeitige allgemeine Verachtung der          Nachkriegsorgeln. Am schwersten zu überleben haben es immer Orgeln, die gerade "unmodern" geworden sind. Kein Mensch würde heute mehr einer guten Orgel aus dem 19. Jahrhundert etwas antun. Eine große Anzahl von Organisten und Sachverständigen ist gerade dabei, die letzten Zeugen einer für den Orgelbau sehr bedeutenden Epoche (der Nachkriegszeit) mutwillig und mit völlig vordergründigen Argumenten auszulöschen.

 Im vorliegenden Fall Lübeck St. Marien bedeutet das: Eine von Konzept und Charakter weltweit einzigartige Orgel soll geopfert werden entsprechend dem Geschmack der derzeit Verantwortlichen.

 Das Tragische ist: Gerade das, was das Charakteristische der Orgel ausmacht, stellt das Gutachten in der Umkehrung als Nachteile der Orgel dar.

 Meiner Überzeugung nach macht der Gutachter hier einen schweren Fehler: Er legt die Messlatte der großen Universalorgeln der 1980er und 90er Jahre an eine Orgel der 1960er an.

Als die Kemper-Orgel gebaut wurde, war Barockmusik allein das Maß aller Dinge. Man spielte zwar schon wieder Liszt und Reger, doch Widor und Vierne waren weit weg.

 Und trotzdem bewies Ernst-Erich Stender in hunderten von Konzerten, dass man französische Romantik, wenn auch nicht originalgetreu, so doch überzeugend darstellen konnte, etwa bei der Cantilene im Mittelteil des Finales der VI. Orgelsymphonie von Louis Vierne: Aequalmischung statt Kornett.

 Meiner Überzeugung nach haben sich die jungen Organisten mit den guten vorhanden Orgeln auseinanderzusetzen. Zitat des Orgelbauers Hans-Gerd Klais: „Man muss auch die Orgel interpretieren!“

Am Schluss eine Synästhesie:

Bei einer Rundfunksendung der „Grand Piece Symphonique“ von Cesar Frank in den 1980ern kam mir der Gedanke: So, wie sich in der Marienkirche der gänzlich unfranzösische Backstein mit den Formen der französischen Kathedralgotik vereint, so vereint sich jetzt die gänzlich unfranzösische Orgel mit der Französischen Romantik!

 

 Eckehard Lüdke, Orgelbaumeister, Hamburg

 

Die Große Orgel in St. Marien ist eines der bemerkenswertestenInstrumente aus der Zeit nach 1945 und sie ist ein Denkmal von Rang.

Im Kontext mit einem weitsichtigen Wiederaufbaukonzept erschaffen, bildet sie eineEinheit mit demRaum,die in ganz besonderer Weise das Prädikat"erhaben"verdient. Dieses Merkmal geht von dem klargegliederten und großzügigen Aufbau aus und es vermittelt sich im differenzierten, bei Bedarf kraftvollen und zugleich niemals aufdringlichen Klang. Das ist etwas ganz Besonderes und ist unbedingt erhaltenswert!

 

Als Orgelbaumeister mit jahrzehntelanger Berufserfahrung kann ich Herrn Petersens Einlassungen nicht nachvollziehen und sehe mit großer Sorge, dass diese die Entscheidungen an St. Marien und darüberhinaus fatalerweise in eine vollkommen falsche Richtung leiten. Ist das womöglich die Intention des Handelnden ?

Herrn Ungers Können als Musiker steht für mich vollkommen außer Frage - aber: Muss dieses Instrument jetzt weg, weil er sich als neuer Stelleninhaber mit ihm nicht arrangieren kann ? Wird das, was Unger herstellen lassen möchte, in den Augen seines Nachfolgers nicht auch wieder Ungnade finden ?

Herr Prof. Stender hat 36 Jahre lang auf exzellentem Niveau unter Beweis gestellt, dass das von seinem Vorgänger - Prof. Walter Kraft - konziperte Instrument allen Anforderungen gewachsen ist.

Das soll nun alles eingerissen werden ?

Es drängt sich der Eindruck auf, als werde hier künstlich ein Problem geschaffen.

Die Orgel jedenfalls ist kein unlösbares.

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Andreas Rütschlin, Kirchenmusiker (A) der Pfarrei                   Hl. Dreifaltigkeit, ausgebildeter Orgelsachverständiger, Donaueschingen

 

Als ich von den Abrissplänen der Kemper-Orgel hörte, habe ich mich sehr
geärgert - scheint nun auch diese Orgel das Schicksal vieler anderer guter
bis sehr guter Instrumente der 60er-Jahre teilen zu müssen, weil man in
der heutigen Zeit angeblich besser weiß, was Handwerk und Intonation
leisten muss. An meiner Wirkungsstätte konnte ich vor ein paar Jahren die Beseitigung
unserer Mönch-Orgel von 1963 verhindern. Nach einer einfachen Ausreini-
gung (keine "Nachintonation"!) begeistert die Orgel (Fremd-)Organisten
wie Zuhörer über die Maßen! Vor zwei Jahren habe ich die Kemperorgel in St. Marien hören dürfen -
anscheinend hat jemand die verschiedenen Register ausprobiert.
Selbst bei dieser einfachen Demonstrierung war ich gefesselt vom Klang-
erlebnis in dem einzigartigen Raum! Die Zerstörung eines solch einzigar-
tigen Instrumentes (seltene Register gerade im Zungen- und Aliquot-
bereich; Transparenz des Klanges, die gerade in solchen Riesenräumen
vorteilhafter ist als der "romantische Mulm" mancher zeitgenössischen
Instrumente; Konzeption, die viele Stilrichtungen überzeugend darstellen
lässt, ohne zur mehr oder weniger gelungenen / oder misslungenen
"Stilkopie" zu werden) käme einem "kulturellen Verbrechen" gleich!
Wenn ich in die Geschichte sehe, bin ich überzeugt, dass man in vielleicht
50 oder 100 Jahren um jede Orgel der 60er-Jahre froh sein wird,
di
e "überlebt" hat, und umso mehr bei einem solchen Instrument
wie in St. Marien!
Bitte sagen Sie mir, wie ich Ihr Projekt unterstützen kann!